Wo bist du, Ayşa?
Roman
gedruckte Ausgabe, Festeinband, 77 Seiten
ISBN 978-3-933109-39-2
9,90 €
Erscheinungstermin: Februar 2018
Leseprobe
Dann war das also Şenol, der Matthias auf dem Schulhof angegriffen hatte. Als Matthias‘ Klassenkameraden herbeieilten, um ihren Freund, der auf dem Boden lag, zu beschützen, hatte der Angreifer drohend ein Messer geschwungen, und dann war er davongerannt. Keiner hatte ihn erkannt. „So einer mit Bart. Etwa 20 Jahre alt.“ Nur Matthias wusste, wer er war. Er behielt es für sich, ja, wiegelte ab: „Macht doch bloß nicht so ein Wesen, Jungs. Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, das kommt doch schon mal vor.“ Matthias war Ayşas Freund. Freund? Was heißt hier Freund. Auf seine schüchterne, zurückhaltende Art verehrte er die zarte, bildhübsche Türkin, die immer ein Kopftuch trug, worüber er sich ärgerte. Nun, wer so schöne Augen hat, eine so hübsche kleine Nase und so schön geformte Lippen, der konnte den Rest getrost verhüllen. Das war es nicht, was ihn störte. Für ihn war das Kopftuch ein Symbol der Unterwerfung. Und das beunruhigte ihn. Matthias war kein Held, aber wenn es sein musste, würde er, tragisch lächelnd, für seine kleine Ayşa sterben, was er bereits mehrfach in seinen Träumen in heldenhaftester Weise getan hatte.