Der Parnass einer Residenz
Prof. Dr. Günter Jäckel
Dresden und seine Poeten
2. Auflage 2010, Broschur , 332 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 978-3-940116-09-3
19,80 €
Leseprobe
… Erich Kästner, der berühmteste Dresdner Schriftsteller, brauchte lange, bis er seine Heimatstadt wieder entdeckte. Als Leipziger Student und Mitarbeiter der „Neuen Leipziger Zeitung“ blickte er am 27. März 1923 ein wenig ironisch zurück auf die „Märchen-Hauptstadt“: „Das liebe alte Dresden! Es ist vorbei mit Königsparaden und Hoflieferanten … Aber noch ist es die alte vornehme Stadt … Leipzig ist das Heute. Und Dresden – das Gestern … Leipzig ist die Wirklichkeit. Und Dresden – das Märchen. Und 80 Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem Märchen und der Wirklichkeit …“
Im folgenden Jahr erschien „Dresden im Schlaf“. Kästners traumatischen Erfahrungen, die er als 17-Jähriger auf den Kasernenhöfen der Albertstadt hatte, sind erst in den Berliner Jahren zu Versen geworden:
Er war ein Tier. Und er spie und schrie.
Und Sergeant Waurich hieß das Vieh
Damit es jeder weiß.
Hat der völkisch-heroische Schreiber Will Vesper in seiner Brandrede vom 10. Mai 1933 Kästners Gedicht „Sergeant Waurich“, „Stimmen aus dem Massengrab“ oder seine Erzählung „Duell in Dresden“ erwähnt? Erst in Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ (Kap. 39 „Rosa ist die Waffenfarbe“) finden sich wieder solche von Hass erfüllten Töne einer satirischen Abrechnung mit dem Geist des Militarismus …
Zum Buch
War der Ruf Dresdens stets in seinen Kunstsammlungen begründet, den musikalischen Ereignissen zwischen Johann Adolf Hasse, Carl Maria von Weber und Richard Strauss, dazu in einem Stadtbild, das in einzigartiger Weise mit der Stromlandschaft verbunden ist, so vermochte erst das literarische Wort die Stadt in einer zweiten Wirklichkeit ins Bild zu erheben und damit zu offenbaren, was von ihr erzählenswert ist – ihren Mythos.